Samstag, 26. Juni 2010

FIESTAAAARRRGGGHHHHH....

Zunächst möchte ich wirklich betonen, dass ich jeglicher Feier gegenüber aufgeschlossen bin und mich sehr gerne ins fröhliche Getümmel werfe. Allerdings gefallen mir jene Partys am besten, die nicht bei mir stattfinden und ich einfach verschwinden kann, wenn ich müde werde oder keine Lust mehr haben. Schon der Volksmund sagt: "Man sollte gehen, wenn es am schönsten ist!" Ausserdem ist auch sehr wichtig, dass ich hinterher nicht die Partyzone entseuchen muss.
In Südamerika finden die Menschen immer einen Grund eine spontane Fiesta aus dem Boden zu stampfen und es ist wirklich erstaunlich, wie schnell sich die Menschen hier versammeln, singen, tanzen und ihrem Temperament freien Lauf lassen. Entweder tauchen aus dem Nichts Leute mit Gitarren und Akkordeons auf und es wird paraguayische Polka gespielt oder sie fahren einfach ein Auto vor, in dem eine Anlage eingebaut ist, mit der Pink Floyd das letzte Konzert bestritten hat. Und das Schönste an all dem ist: KEIN NACHBAR BESCHWERT SICH!

Ich habe diese Fiestas bis jetzt wirklich genossen, allerdings hat sich seit einigen Wochen das Blatt für mich gewendet.

Es beginnt nun jeden Samstag zwischen 12 und 13 Uhr. Ganz friedlich sitzen einige Gäste in und vor unserem Lokal und geniessen Speisen und Getränke während sich im Hintergrund, erst ganz unauffällig und später doch deutlich sichtbar, kleine Menschengruppen bilden. Dieses Szenario erinnert mich ein wenig an Hitchcocks Meisterwerk "Die Vögel". Zu diesem Zeitpunkt beginne ich fieberhaft mit der Herstellung von Unmengen Fingerfood und Pierre fährt meistens noch einmal los um den Biervorrat aufzustocken. (Gestern wurden 70 Liter und heute bis jetzt 90 Liter Bier konsumiert.... und jetzt gerade ist es erst 22:50 Uhr).
Um ca. 14:00 Uhr beginnen die Leute die Tische zu besetzen und jeder der vorbei kommt kennt irgendeinen unserer Gäste und bleibt auch einfach direkt bei uns. Im Moment trinken, singen und tanzen die Leute hier, Männer liegen sich in den Armen, die Frauen wurden schon vor einer Stunde mit den Kindern nach Hause geschickt, seit ca. 30 Minuten verschlingen die Biertrinker mein Fingerfood zu horenden Preisen und alle haben sich ganz doll lieb. Ich denke zwischen 2 und 3 Uhr morgens werden auch die Letzten gehen.....

Das Problem ist nur: HIER SIEHT ES AUS, ALS HÄTTE EINE BOMBE EINGESCHLAGEN!
Morgen früh um 7 Uhr wird der Wecker für uns klingeln, weil unsere Kühe und Pferde keinerlei Verständnis für unsere nächtlichen Aktivitäten aufbringen. Danach werde ich versuchen den Laden wieder halbwegs betretbar zu machen.

Und eine Frage habe ich noch: Müssen die beim Tanzen so schreien? Yeeehaaaayayayayyyyyy......


Donnerstag, 24. Juni 2010

Alles Verbrecher!

Mein Hase und sein Busenfreund Alfredo (siehe mein Beitrag "Alfredo") brachen heute morgen bei Sonnenaufgang auf um einem Schaf den garaus zu machen. Verhandelt wurde die Transaktion von Alfredo mit dem Vorarbeiter des Schafzüchters. Ein wirklich lohnendes Geschäft .... wäre es gewesen. Hier die Geschichte:

Pierre und Alfredo erreichten den Ort des Geschehens zur verabredeten Zeit und wieder Erwarten war auch schon der Vorarbeiter des Unternehmens zugegen. Nach einer Menge Dummgeschwafel... entschuldigung.... Smalltalk wurde aus der Heerde einer der Wollproduzenten erwählt, welcher den Herrn zum Opfer fallen sollte. Leider war der Vorarbeiter noch ein wenig von seiner nächtlichen Alkoholorgie geschwächt, so brauchte er 45 Minuten um das Schaf einzufangen. Dies wurde ihm leider zum Verhängnis, denn als Pierre gerade seine Pistole zog um dem flauschigen Gesellen das Leben zu nehmen drang eine fremde Stimme an sein Ohr:

Stimme: "Hallo? Was machen sie denn da?"
Pierre: "Ich erschiesse das Schaf!"
Stimme: "Aber das ist mein Schaf! Sollten wir nicht erst darüber sprechen?"

Als Pierre in die Runde blickte sah er einen dreifach schwer bewaffneten, fremden Mann, einen völlig verwirrten Alfredo und einen äusserst nervösen Vorarbeiter der sofort begann sich zu rechtfertigen:

Vorarbeiter: "Ich habe das Schaf verkauft und hätte natürlich das Geld gleich zu ihnen gebracht, Chef!"
Stimme (Chef): "Du hast genau 30 Minuten deine Sachen zu packen und mein Land zu verlassen!"

Ohne weitere Diskussion rannte der Vorarbeiter zu seiner Hütte und sammelte seine Habseligkeiten zusammen, während Pierre und Alfredo, immer noch total verwirrt, dort stehen blieben wo sie gerade waren (hier herrscht immerhin noch das Recht Leute zu erschiessen die unerlaubt privates Land betreten. Eine Flucht verbessert die Situation nicht). Den Beiden drängte sich der Verdacht auf, dass hier etwas nicht stimmt. Nachdem der Ex-Vorarbeiter mit seinen Taschen die Hütte verliess, jagte ihn der Chef mit seinem Pickup von seinem Besitz und lenkte danach wieder seine Aufmerksamkeit auf Pierre und Alfredo, allerdings jetzt mit einer Pumpgun im Arm:

Chef: "Wir sollten reden, bevor ihr auf meinem Grund und Boden eines meiner Tiere schlachtet. Ich könnte euch jetzt erschiessen, das ist für mich aber unangenehm. Also bitte verlasst meinen Besitz und wie reden morgen über den Preis des Schafes."

Und wieder eröffnet Paraguay einen perfekten Moment für eine spontane und ungewollte Darmentleerung. Davon haben wir schon mehrere erlebt. Ich denke aber, wir sind einfach verwöhnte Europäer für die alles dermassen reglementiert war, dass wir mit einem Land, das quasi Wild West Gesetze hat, schwer umgehen können. Wir werden es aber noch lernen, denn genau DAS haben wir eigentlich gesucht! Yeeehhhaaaaa.....

Nichts desto trotz gehe ich morgen mal in den Waffenladen und guck mir die Pumpguns an. Die sind wirklich.... äääähhhh.... cool!


Montag, 21. Juni 2010

Brrrrr..... kalt!

Immer wieder finde ich im Internet angebotene Bücher für Auswanderer, die Paraguay als Ziel ihrer Träume ins Auge gefasst haben. Mir ist aber völlig unverständlich warum ich in den Leseproben Sätze wie: "In Paraguay fallen keinerlei Heizkosten an. Es ist ganzjährig warm" finde. Hierzu kann ich nur berichten, dass die Temperatur sich momentan um die 11°C bewegt und gepaart mit einem kräftigen Südwind und einer hohen Luftfeuchtigkeit den Drang auslöst, den halben Inhalt des Kleiderschranks anzuziehen. Zusammen mit einer dicken Pudelmütze ist es möglich das Zittern nach und nach wieder einzustellen. Der Paraguayer trägt zu diesem Zeitpunkt den Inhalt seines gesamten Kleiderschranks und mehrere Mützen.
Als Europäer haben wir natürlich ein ganz anderes Temperaturempfinden und die Unterschiede zeigen sich im Laufe des Jahres ganz deutlich:

10 - 15°C

Der Europäer friert, macht zu Hause die Heizung an und zieht die Wollsocken über.
Der Paraguayer zieht seine gesamte Kleidung an und entzündet mitten im Haus ein Kohlefeuer.

16 - 20°C

Der Europäer trägt sein Übergangsjäckchen und erfreut sich am Frühlingswetter.
Der Paraguayer entledigt sich einer Schicht Kleidung und feuert im Haus noch einmal nach.

21 - 25°C

Der Europäer bügelt seine Shorts und hat beim Autofahren alle Fenster auf.
Der Paraguayer trägt nur noch seine Winterkleidung, hat aber schon die Mütze abgelegt.

26 - 30°C

Der Europäer trägt Shorts, T-Shirt und Flip Flops.
Der Paraguayer beschränkt sich auf eine lange Hose und ein längärmeliges Oberteil.

31 - 35°C

Der Europäer hat beim Autofahren alle Fenster geschlossen und die Klimaanlage läuft auf Hochtouren.
Der Paraguayer trägt Shorts, T-Shirt und Flip Flops und gräbt pfeifend in der Mittagssonne ca. 1ha seines Ackers um. Dabei trägt er allerdings einen Strohhut.

36 - 45°C

Der Europäer liegt nackt und röchelnd unter seiner Klimaanlage und wartet auf den Herbst.
Der Paraguayer findet das Wetter einfach schön.


Samstag, 19. Juni 2010

Alfredo

In Deutschland hatte mein Hase seit seiner Kindheit seinen allerallerallerbesten Freund den er, seit wir hier sind, sehr vermisst. Aus Ermangelung einer Männerfreundschaft hat er sich grösstenteils mit mir oder unserem kleinen Privatzoo beschäftigt. Hunde-Wrestling, Kühe zureiten, Pferde ärgern, Stierkampf.... er wusste sich eigentlich immer zu beschäftigen.
Jetzt ist vor einigen Wochen ES passiert. Die ganze Geschichte begann im Grunde äusserst unangenehm. Pierre lernte jemanden kennen... Alfredo, der ihm ein Schwein verkaufen wollte. Das Schwein war relativ teuer, wir brauchten das Fleisch aber dringend und da der Mann nicht mit handeln liess stimmte Pierre dem Preis schliesslich zu. Später stellte sich heraus, dass das Schwein gar nicht Alfredo gehörte und er den Verkaufspreis einfach kräftig erhöht hatte, um für sich auch eine dicke Scheibe abzuschneiden. Zu seinem Leidwesen ging sein Plan nicht auf, Pierre bezahlte das Schwein bei dem rechtmässigen Besitzer und Alfredo ging quasi leer aus. Etwa eine Woche später erschien das kleine Schlitzohr in unserem Laden und wollte uns wieder ein Schwein verkaufen. Pierre nannte ihn einen Betrüger, es kam zu Handgreiflichkeiten und wie Männer so sind endete das ganze in grossen Wetttrinken mit der halben Nachbarschaft.
Seit diesem denkwürdigen Tag sind Pierre und Alfredo unzertrennlich. Sie machen all diese tollen Männersachen zusammen für die wir doofen Frauen kein Verständnis haben. Hier einige Beispiele:

  • Jeep Wettfahren im kniehohen Schlamm
  • wildes Wettschiessen auf in die Luft geworfene Münzen (die haben noch nie getroffen!)
  • Schweine rasieren
  • Nach dem Jesuitenschatz graben und dabei betrunken zusammen in das Loch fallen
  • Hühner freilassen und danach wieder einfangen
  • auf Guarani blöde Witze über Frauen machen, damit ich es nicht verstehe
  • grosse Pläne schmieden um die Weltherrschaft an sich zu reissen

Das ist nur ein kleiner Auszug der herrschaftlichen Aktivitäten. Ich gönne meinem Hasen diese Freundschaft auch von Herzen, das Problem das ich jetzt habe ist, dass Alfredo nur im Morgengrauen ein paar Schweine schlachtet und danach den ganzen Tag frei hat. Diese Zeit verbringt unser Maskottchen bei uns im Laden. Er hat sich zu einem lebenden Inventar entwickelt, wuselt den ganzen Tag im Laden herum und geht mir furchtbar auf die Nerven. Jetzt gerade steht er hinter mir und fragt mich, was ich denn da mache. Ausserdem hat er seinen Namen gelesen.... so ein Stress!

Aber.....

Meine kleine, persönliche Nervensäge hat bei mir auch einen dicken Stein im Brett. Er schält Mandioca wie ein Weltmeister (siehe mein Beitrag "Ich hasse Mandioca") Alfredo säubert, schält und zerkleinert 10kg Mandioca in nur 30 Minuten.

Alfredo.... ich liebe dich!

In Paraguay ist es anders.

Uns war ja schon von Beginn an klar, dass viele Dinge in diesem Land sehr von dem uns Bekannten differieren würden, die Paraguayer und paraguayische Gepflogenheiten schaffen es aber wirklich immer wieder uns ein Lächeln zu entlocken oder gar schwere Kopfschüttelattacken auszulösen. Hier präsentiere ich eine kleine Sammlung unserer Erfahrungsbereicherungen:

  • Frauen mit kurzen Haaren gelten als defekte, wertgeminderte Ware
  • Mädchen, die mit 16 nicht mindestens ein Kind zur Welt gebracht haben, sind keine vollwertige Menschen. Das sind Frauen hier im allgemeinen eh' nicht, aber der Wert der kinderlosen Dame sinkt um weitere fünf Punkte. Eine frühe Mutterschaft tangiert die Mädchen auch recht wenig, da die sabbernden Bündel in 80% der Fälle sowieso bei der Grossmutter abgeliefert werden. Sollte das Mädchen den Kindsvater wirklich kennen, wird die Frucht seiner Lenden gerne auch ihm vor die Türe gelegt. Einer unserer Nachbarn ist auf diese weise bereits achtfacher Vater, dass zwei dieser Kinder hellblond sind, kann er sich auch nicht wirklich erklären.
  • In Europa ist es ein Teil der guten Erziehung bei der Begrüssung einer anwesenden Dame zuerst die Hand zu geben.... sollte ein Mann dies hier wagen, gibt's direkt eine auf's Gesicht! Aus dem selben Grund werden Frauen hier im allgemeinen nicht gegrüsst, es sei denn man kennt sich sehr gut. Sollte eine unbekannte Frau Eigeninitiative entwickeln und als Erste grüssen, signalisiert sie damit unbegrenzte Paarungsbereitschaft.
  • In Paraguay findet der aufmerksame Beobachter auf den Fahrzeugen mit den lustigen, bunten Lampen auf dem Dach eine Zahl: 911. Bei unserer Ankunft hier unterlagen wir noch dem Irrtum dies sei eine Notruf-Nummer... weit gefehlt. Dem Anrufer dieser Nummer ist durchaus die Möglichkeit gegeben dem Herrn oder der Dame am anderen Ende der Leitung seine Geschichte zu erzählen, dies hat aber keinerlei weitere Konsequenzen. Die Polizei kommt nicht, wenn sie keine Lust hat. In diesem Land haben die Bewohner keinerlei Anspruch auf den Service dieser Institution. Vor einigen Tagen wütete ein Betrunkener mit seiner Machete durch die Nachbarschaft, bedrohte die Menschen und schlug Scheiben ein. Trotz mehrfacher Anrufe verschiedener Nachbarn liess sich keiner der uniformierten Bierfriedhöfe hier blicken. Der Betrunkene wurde dann in einem Akt von Selbstjustiz durch die vereinigte Nachbarschaft niedergestreckt.
  • Hunde sind nicht sehr beliebt in Paraguay und werden meist auch nicht wie ein Lebewesen behandelt. Das durchschnittliche Flohtaxi reagiert hier auf drei eindeutige Zeichen mit sofortiger Flucht, allerdings haben unsere Hunde das sooo nie gelernt. Wenn also unser 55kg Labrador Monsterköter namens Scooby Doo auf einen Paraguayer zum Zwecke des "gestreichelt werdens" zustürmt, wendet dieser verängstigt folgende Techniken an:

1. Das Quitsch-Geräusch, das durch das Einsaugen von Luft durch gespitzte Lippen entsteht.

Dieses Geräusch ist äusserst animierend für unseren Scooby. Wir locken unsere Hunde immer mit diesem Geräusch, wenn deren Malzeit angerichtet ist. Dieser Umstand hat für unseren Paraguayer natürlich für ihn unvorhergesehene Auswirkungen. Scooby läuft nicht nur noch schneller auf die Person zu, er beginnt auch noch freudig zu bellen. Ein ganz hervorragender Moment für eine spontane und unkontrollierte Darmentleerung.

2. Das Drohen mit einem Besen.
Pierre liebt es mit dem dicken Hund auf der Wiese zu toben und dabei spielen die Beiden oft mit einem alten Besen, den ich ausrangiert habe. Ziel des Spiels ist es, des Besens habhaft zu werden und ihn mir zu bringen. Leider bringt mir Scooby nicht nur meinen alten Besen, er hat mir mittlerweile schon drei Besen gebracht, die mir völlig unbekannt sind.

3. Das Aufheben und Werfen eines Steins.
Diese Methode bedarf eigentlich keiner weiteren Erläuterung. Ganz abgesehen davon, dass Scoobys Drang jegliche Dinge zu apportieren sehr ausgeprägt ist, müsste er schon mit Obelix' Hinkelstein beworfen werden, um eine abschreckende Wirkung zu erzielen.




Samstag, 29. Mai 2010

Aaaarrrghhh... Werwolf!

"Wenn der Schein des Vollmondes am Freitag die Nacht erhellt, werden manche Männer zum Werwolf...(Luison)", das erzählt die Legende in Paraguay. Einer unserer Kunden berichtete uns von seinem Schwager, den dieses Schicksal immer wieder ereilt, wenn Vollmond auf einen Freitag fällt. Wenn die Sonne sinkt und der Vollmond erscheint, gebärdet sich sein Schwager wie toll: Er läuft auf allen Vieren, beisst wild um sich, knurrt und heult wie ein Wolf und ist nicht mehr ansprechbar. Eine äusserliche Veränderung wie zum Beispiel spontaner Fellwuchs oder plötzliche Reisszahnverlängerung konnte bis jetzt nicht festgestellt werden. Es wächst ihm keine Rute und es entwickeln sich keine Krallen oder gar Pfoten. Nachdem er also einige Zeit seine Familie mit diesem wilden Verhalten terrorisiert hat, reisst er unvermutet alles Bargeld an sich und verschwindet wild heulend auf allen Vieren in der Dunkelheit. Am nächsten Tag kann er sich an nichts erinnern und kann auch den Verbleib des Geldes nicht erklären. Oooohhh, wie gruselig!

JETZT MAL IM ERNST! Mir haben auch schon einige Leute versucht die wildesten Märchen zu erzählen um ihr persönliches Fehlverhalten zu vertuschen, aber wer eine solche Geschichte glaubt muss wirklich hinter dem Mond leben... oder in Paraguay. Ich kann ein wenig nachvollziehen, dass Menschen die von Geburt an mit Legenden wie dem Ao Ao, Pombero und Kurupi permanent konfrontiert wurden und deren Eltern fest an diese Geschichten glaubten auch auf eine solche Scharade hereinfallen.
Was für ein gerissenes Kerlchen. Er benimmt sich an diesem Freitag Abend (ooohhh, was für ein Zufall. Wochenende, Vollmond und Lohn... alles an einem Tag!) einfach für ein Stündchen wie ein Hansel, kann danach ungeschoren die gesamte Kohle mit seinen Kumpels verfeiern und wird am nächsten Tag dafür auch noch von seiner Familie bedauert. Aaaarrgghhh.... ich krich Plaque!

Ich habe ein wenig recherchiert und habe eine Legende gefunden, die ich schamlos für meine Zwecke nutzen könnte....den Kurupi... wenn Pierre nicht des Internets mächtig wäre. Verdammt!


Donnerstag, 27. Mai 2010

Ich hasse Mandioca


Eigentlich bin ich eine begeisterte Köchin. Den ganzen Tag kann ich mit wachsender Begeisterung schälen, schneiden, mischen, kochen, backen, braten und mir immer neue Gerichte einfallen lassen. Selbst die Verstümmelung eines schlachtfrischen Schweines lässt nicht den Hauch eines unmotivierten Gedankens bei mir aufkommen.... bis jetzt! Ich muss zugeben, ich habe meinen Meister gefunden. Die Wurzel des Bösen, das Gemüse des Grauens heisst "Mandioca". In Paraguay wird diese gekochte Katastrophe quasi zu jedem Mahl gereicht. Dieses ist mir völlig unverständlich da der Geschmack und die Konsistenz der Mandioca meinen Gaumen nicht nur beleidigt sondern auch längerfristig kränkt.

Geliefert wird Mandioca grundsätzlich frisch geerntet und da es sich um eine Wurzel handelt ist diese auch Zentimeter dick mit roter Erde verklebt. Nun glaubt der gewitzte Koch dieses Ding einfach schälen zu können... weit gefehlt. Da das Innere weiss ist, würde die rote Erde die Wurzel verschmutzen und sie lässt sich einfach nicht mehr abwaschen (ja wohl, ich habe es versucht, das gibt eine riesen Sauerei!). Also muss das Ganze erst einmal mit viel Wasser und einer Bürste entseucht werden. Nach diesem Arbeitsgang befindet sich die Küche in einem Zustand, dass ein Niederbrennen der Selben als bessere Lösung erscheint als deren Reinigung.

Der zweite Arbeitsgang -das Schälen- hat für mich grosse Ähnlichkeit mit der Mission eines Kamikaze Piloten. Die teilweise baumrindenharte Schale verlangt nach einem kräftigen, rasierklingenscharfen Messer. Die Konsistenz der Schale ist nicht auf der ganzen Wurzel gleich was zur Folge hat, dass der zum schälen Verdammte das Messer beherzt ansetzt, durch die dicke Schale prügelt um dann, wenn die Schale plötzlich und nicht ersichtlich an einer Stelle weicher und dünner wird, hilflos zu beobachten wie sich ein sehr scharfes Messer in hoher Geschwindigkeit auf diverse Körperteile zu bewegt. Auf 5 Kilogramm zu schälenden Mandioca ist mit der völligen Verstümmelung von mindestens einem Daumen und ein oder zwei weiteren Fingern zu rechnen. Ein Mandioca Novize hat noch diverse Stich- und Schnittverletzungen am Oberbauch zu erwarten.

Der dritte Arbeitsgang ist meines Erachtens nach der gefährlichste. Das Zerteilen der harten Wurzel erinnert mehr an Holzhacken als an Küchenarbeit. Nach dem Ansetzen des Messers muss hoher Druck aufgewendet werden um den Mandioca überhaupt dazu zu bewegen dem Messer Einlass in die Oberfläche zu gewähren. Leider bricht sofort danach die Wurzel auf und das Messer jagt ungebremst bis zur Schnittunterlage herunter. Befinden sich diverse Finger zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort ist mit deren gesamten oder zumindest teilweisen Verlust zu rechnen.

Im letzten und unspektakulärsten Arbeitsgang wird das Ganze in Salzwasser gekocht und kann serviert werden.

Nun ist es natürlich so, dass ich möglichst versuche die Verarbeitung von Mandioca zu vermeiden, daher bieten wir im Geschäft ein weitreichendes Beilagenmenü an und noch während Pierre die unzähligen Speisen aufzählt wird er meist unterbrochen: "Habt ihr Mandioca?" Ich verdrehe die Augen, ziehe die Bleischürze und die Kettenhandschuhe über, lege die gesamte Küche mit Plastikfolie aus...


Samstag, 15. Mai 2010

Ein Kunde mit Tourrette Syndrom

Schon seit längerem konnten wir einen Mann beobachten, der mehrmals am Tag um unseren Laden schlich und mit grossen Augen zuschaute, wie Pierre Kiloweise Fleisch grillte. Er zeigte immer starkes Interesse, hielt aber stets gebührenden Abstand und kehrte auch nie bei uns ein. Leider bemerkten wir auch, dass unsere Kunden und die Nachbarschaft grossen Abstand zu diesem Mann hielten und ihm im Höchstfalle von weitem einen Gruss zukommen liessen. Wir konnten das alles gar nicht verstehen, der Mann war stets freundlich und auch sehr sympathisch.
Vor einigen Tagen, als kein weiterer Kunde im Laden war, kam der Mann plötzlich zu uns herein und bestellte sich freudestrahlend eine Menge Fleisch und andere Leckereien. Als ich das Essen servierte kam es aufgrund meiner mangelhaften Spanischkenntnisse zu einem höchst unangenehmen Zwischenfall, vor allem für den Kunden:

Er hatte mir wohl im Vorfeld mehrmals gesagt, dass ich ihm kein Messer bringen soll, ich verstand allerdings, dass er auf jeden Fall ein Messer haben wollte. Jeder Kunde bekommt bei uns natürlich ein Messer und da er darauf so vehement bestand, brachte ich ihm ein besonders Scharfes. Ein wirklich grober Fehler! Einige Minuten später kam Pierre gerade noch hinzu, als der Mann begann mit dem Messer auf seine Hand einzustechen. Pierre entriss ihm das Messer und nachdem der Kunde sich beruhigt hatte, klärte er uns über seinen Zustand auf.
Der Mann leidet unter dem Tourette Syndrom. Aufgrund dieser Erkrankung steht er unter dem Zwang sich, wenn er eines Messers habhaft wird, damit zu verletzen. Hier zu Lande ist Tourette völlig unbekannt und unter den Bewohnern gilt dieser Mann einfach als verrückt, gefährlich und von bösen Geistern besessen. Er erzählte uns, dass er immer schon so gerne bei uns essen wollte, er hatte aber Angst, dass er unsere restliche Kundschaft vergrault.

Da Pierre bei der jungendlichen Nachbarschaft sowieso schon die sexuelle Aufklärung übernommen hat und die Jungs sich mit ihren Fragen statt an ihre Eltern an Pierre wenden, wird er jetzt auch noch Botschafter für Tourette. Beim nächsten Bierfest wird er einen kleinen Vortrag halten. Ich bin mal gespannt, ob wir die Nachbarschaft nicht doch mit diesem wirklich netten Mann an einen Tisch bekommen!


Mittwoch, 28. April 2010

Ein paraguayischer Führerschein

Ich muss mir einen paraguayischen Führerschein besorgen! Bis jetzt habe ich mich erfolgreich mit meinem deutschen und internationalen Führerschein durchgemogelt. In letzter Zeit jedoch muss ich immer öfter eine private Spende an den jeweiligen Polizisten machen und dazu habe ich keine Lust mehr. Das ganze wird mit der Zeit recht teuer, also sind wir heute morgen zur Municipalidad gefahren um mir den Führerschein ausstellen zu lassen. Ab da wurde es wieder lustig:

Um den Führerschein zu erhalten muss man folgende Unterlagen mitbringen:

  • Einen Nachweis über meinen Wohnort

Um diesen Nachweis zu erhalten, mussten wir uns Fotokopien der Ausweise zweier Ortsansässiger besorgen. Mit diesen Kopien und dem Titel unseres Grundstückes wurden wir bei der örtlichen Polizei vorstellig. Die drei Ortspolizisten sassen auf Socken in der Sonne und liessen es sich gut gehen. Nach langem Smalltalk über das Wetter erhob sich der Chef persönlich und füllte auf seiner Schreibmaschine das passende Formular aus. Das dauerte einige Zeit, denn natürlich war die Buchstabensuche, auf der aus dem letzten Jahrhundert stammenden Schreibmaschine, recht aufwendig, zum anderen gab es noch eine Menge zu erzählen. Die Polizei bekommt hier selten Besuch und dann auch noch Ausländer!
Die Fotokopien der Ausweise landeten unbeachtet auf einem Stapel gemischter Unterlagen, es wurde um eine Spende für die Polizei gebeten, dann gestempelt... erledigt.

  • Ein Gesundheitszeugnis mit Sehtest und Blutgruppenbestimmung

Ich wurde heute morgen also im örtlichen Krankenhaus vorstellig. Dort fragte mich der Arzt: "können sie alles sehen?". Als ich dies bejahte war der Sehtest abgeschlossen. Die zweite Frage war: "geht es ihnen gut?". Nach meiner positiven Antwort war auch dieser Teil erledigt. Der dritte Punkt war die Blutgruppenbestimmung, welche leider nicht vor Ort durchgeführt werden kann, dazu fehlen dem Krankenhaus die Hilfsmittel. Also bekam ich eine Überweisung zu einem medizinischen Labor, wir durften eine Spende an das Krankenhaus zahlen und ich bekam den Stempel..... gesund!

  • Einen Nachweis, dass ich Auto fahren kann

Diesen Punkt habe ich noch nicht erledigt. Das kommt auf mich zu, wenn ich wieder zur Municipalidad fahre. Ich frage mich die ganze Zeit, wie das wohl abläuft? Die Municipales werden wohl kaum eine Runde mit mir um den Block fahren... vielleicht simulieren wir eine Autofahrt im Büro... oder dem Amt reicht mein deutscher Führerschein.... oder ich werde halt wieder um eine Spende gebeten. Wir werden sehen....

Spion & Spion

Am Wochenende hatten wir einen Gast, der noch nie bei uns war. Er erzählte uns, er würde von ausserhalb sein und man hätte ihm unser Lokal empfohlen. Innerhalb der nächsten zwei Stunden mampfte er sich durch unser gesamtes Angebot und liess sich jede Sosse und alle Beilagen servieren. Zwischendurch telefonierte er und ein ihm bekannter Mann kam hinzu. Das fanden wir schon ein wenig seltsam, weil dieser Herr ja angeblich fremd in der Stadt war. Wir haben uns aber nicht weiter mit dem Thema beschäftigt, da immer alle Tische besetzt waren und Pierre darauf bedacht ist die Kunden nicht nur sehr zuvorkommend zu bedienen, sondern auch zu belustigen.
Nachdem die beiden Herren ihre Fressorgie grösstenteils beendet hatten, stand der Gast auf um die Toilette zu benutzen. Als er uns den Rücken zudrehte sahen wir "ES". Auf seiner Jacke prangte in grossen, fein gestickten Buchstaben der Schriftzug unserer Konkurrenz (die doppelt so teuer ist und sich auch noch eines ausgesprochen schlechten Services rühmen darf).

Pierre konnte natürlich nicht umhin den Herrn darauf anzusprechen. Mit hochrotem Kopf gab er zu, dass er geschickt wurde und, dass das mit der Jacke natürlich ein ganz schön blödes Versehen war. Im Anschluss an diese Peinlichkeit haben die zwei sich durch unser Alkohol-Portfolio getrunken und sagten uns, als sie dann gegen 1:30Uhr das Lokal verliessen, dass wir einfach das bessere Essen, die besseren Preise und den besseren Service liefern. Dann könnten sie jetzt auch verstehen, warum wir nun auch viele ihrer Kunden haben.

Die Herrschaften dort sollen ruhig so weiter machen. Die Lokalität der Konkurrenz ist nämlich nicht nur grösser und besser ausgestattet, sie hat auch noch eine spitzen Lage. Wir wären nicht abgeneigt das Lokal zu übernehmen.... vielleicht sollten wir zur Beschleunigung eine Bedienung einstellen, die im Bikini serviert!?


Freitag, 23. April 2010

Regen macht dick!

Es regnet... ach was... es schüttet wie aus Kübeln. Seit drei Tagen und zwei Nächten blitzt und donnert es und der Himmel hat alle Schleusen geöffnet. Quer durch unsere Weide fliesst nun ein Fluss wo vorher keiner war und auf unserer Terrasse könnte die DLRG Rettungschwimmer ausbilden. Roter Schlamm lässt jede Autofahrt zum Abenteuer werden, wir bekommen aber nicht viel davon mit, vor lauter Regen ist die Sicht ohnehin gleich null. Unsere Tiere suhlen sich gemeinschaftlich im Morast und manche von ihnen erwarten wirklich, dass wir ihnen danach Einlass ins Haus gewähren.
Nach so langer Trockenheit wie in der letzten Zeit lässt der schwere Regenfall die Bauern jauchzen, für mich hat dies andere Konsequenzen. Ich spreche von starker Gewichtzunahme verursacht durch eine Kettenreaktion, ausgelöst von Regen:

Bei so starkem Regen können die Land- und Bauarbeiter nicht arbeiten

also

haben die Leute in dieser Woche nicht viel Geld verdient

folglich

können sie kein Geld bei uns für Essen ausgeben

dementsprechend

haben wir eine Menge Reste, die wir selber essen müssen

ergo

wird mein Übergewicht vom Regen verursacht.
Das ist höhere Gewalt und ich trage keinerlei Schuld daran!


Ob dieser Erkenntnis ist mein Gewissen grösstenteils beruhigt. Ich habe jetzt auch keine Zeit mehr für weitere Ausführungen, ich muss meine Hose noch ein paar Zentimeter auslassen.

Donnerstag, 22. April 2010

Der Dicke ist sauber

Meine Vorliebe, was Autos betrifft, ist eher die rasante Fortbewegung möglichst flach über dem Boden. Hier ist es unmöglich einen solchen Wagen zu fahren ohne innerhalb von zwei Tagen die meisten Teile in Schlaglöchern oder auf Buckelpisten zu verlieren. Also habe ich mich dem Druck gebeugt und der Anschaffung eines Geländewagens zugestimmt. Seit wir in Paraguay leben, ist Pierre stolzer Besitzer eines 2.8L Pajeros mit Alu-Rammbügel und Stollenreifen, liebevoll von ihm "der Dicke" genannt. Alles ist voll Knöpfe und Hebel und ich weiss von der Hälfte immer noch nicht, was diese eigentlich bewirken. Eigentlich ist es mir auch egal, ich mag mit diesem Fass sowieso nicht fahren, muss aber zugeben, dass es wirklich die beste Wahl war. Da keinerlei befestigte Strasse zu unserem Wohnhaus führt wären wir mit einem normalen PKW nicht gut bedient und spätestens bei Regen zu Fuss unterwegs. Wie auch immer...

Aus irgendeinem, mir nicht ersichtlichem Grund, ist Pierre der festen Überzeugung, dass dieses Auto völlig verdreckt sein muss und verweigert jegliche Reinigung des Selbigen. Bei unseren täglichen querfeldein Fahrten hatte sich der Dicke in den letzten Monaten eine mehrere Zentimeter dicke, rote Dreckkruste zugelegt die die Originalfarbe nur noch an einigen, wenigen Stellen erahnen liess. Nur die Scheinwerfer und die Windschutzscheibe wurden hin und wieder teilweise vom sich angesammelten Lehm befreit.
Nun begab es sich, dass der Wagen Vorgestern in die Werkstatt musste und der Mechaniker keinerlei Arbeiten verrichten konnte, bevor das Gefährt nicht zumindest vom schlimmsten Dreck befreit war. Also musste Pierre den Wagen waschen lassen. Kein wirkliches Vergnügen für die Autowäscher, die hier alles mithilfe eines kleinen Hochdruckreinigers und mit der Hand bewerkstelligen, daher dauerte die Reinigung alleine über eine Stunde. Der Wagen kam in die Werkstatt, wurde repariert und gestern Abend bekamen wir ihn zurück.
Heute morgen haben wir das Auto wie immer vor dem Laden geparkt und ich konnte kaum an mich halten als fast alle Kunden nach dem Auto fragten. Hier ein kleiner Auszug:

  • habt ihr ein neues Auto? Der Alte war doch rot... oder so.
  • habt ihr euer Auto beschriften lassen? Da ist ja jetzt euer Logo drauf!
  • was ist passiert? Wo ist denn euer Auto?
  • hast du deine Frau zu lange mit dem Auto alleine gelassen?
  • habt ihr den Wagen neu lackieren lassen?
  • hast du dir einen Neuen gekauft und deine Frau fährt jetzt den Braunen?

Pierre
war zunächst ein wenig amüsiert, dies änderte sich aber mit der Zeit, da ich mir meine spöttischen Bemerkungen nicht verkneifen konnte. Ich weiss aber schon genau, was bei der Heimfahrt passieren wird. Es hat heute Nacht wie aus Kübeln gegossen und nicht weit von unserem Haus befindet sich eine Senke in der sich nach solch heftigem Regen der Schlamm der Umgebung sammelt. Im Geiste sehe ich schon, wie sich beim Einfahren in die Senke die Schnauze des Dicken neigt und eine riesige Woge aus Schlamm und Lehm über das schöne, blitzblanke Auto hereinbricht.

Manche Dinge kann ich einfach nicht nachvollziehen.... Männer halt!

Mittwoch, 21. April 2010

Donald und Daisy


Mit Stolz präsentiere ich:
Donald und Daisy... meine ersten, mit dem Inkubator gebrüteten Enten! Sind die Zwei nicht allerliebst?

In unserer Region sind wir so ziemlich die Einzigen, die grosse Bruterfolge mit der Brutmaschine aufzeigen können, Küken werden im allgemeinen aus Argentinien geliefert. Die häufigen und sehr langen Stromausfälle machen die Brüterei wirklich schwierig und es ist ziemlich kniffelig die richtige Temperatur und Luftfeuchtigkeit ohne Strom aufrecht zu erhalten.
Wir sind mit der Zeit aber recht erfinderisch geworden und haben schon einige Tricks entwickelt, um unsere Brut nicht zu verlieren. Die eine oder andere Nacht haben wir so schon verbracht.

Mit Enten hatte ich bisher keinerlei Erfahrung, darum habe ich erst einmal mit zwei Eiern geübt und wie man sieht, sind beide wohlauf. Die zwei sind so kuschelig und puschelig und ausnahmsweise sehe ich nicht das Bild von goldbraun gegrilltem Geflügel, wenn ich die beiden ansehe! Mein Beschluss ist, die Enten in die Familie aufzunehmen.

Ich habe schon grosse Pläne für das neue Zuhause: Ein Wasserpark mit verschiedenen Plantsch-und Schwimmbecken, ein Kükenbecken, eine Chill und Futter - Zone, ein kleiner Wasserfall mit See... meiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die aufkeimende Euphorie wird nur von der Tatsache gebremst, dass Pierre gestern noch nach Rezepten für Pekingente gesucht hat.


Sonntag, 18. April 2010

Ich wurde angebrüllt!

Wie ich bereits in einem anderen Beitrag erwähnte, sind deutsche Gäste bei uns nicht gerne gesehen. Abgesehen von ihrem unmöglichen Benehmen (Grölen, rassistische Äusserungen, Belästigung von kleinen Mädchen und der indigen Kunden) sind sie der festen Überzeugung, dass die Welt sich nur um sie dreht und verlangen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit und einen Service wie im 5 Sterne Hotel. Ich will diese Leute hier weder sehen, bedienen noch ihr Geld. Sie sollen einfach weg bleiben!
So hatten wir gestern das hoffentlich ultimative Vergnügen zwei besonders schöne Exemplare der Gattung Anus-Deutscher als Gäste empfangen zu dürfen. Hier eine Kurzbeschreibung:

Exemplar 1:
  • Ostdeutscher Frührentner ende 40
  • extrem ausgeprägte und lautstark zelebrierte sächsische Mundart
  • Adiletten mit Tennissocken
  • Bauchtäschchen mit ca. 50 Fächern und kleinen Bommelchen daran
  • ungewaschen mit verdrecktem T-Shirt
  • völlig verfettete Haare
  • schwer betrunken
  • Antisemit
  • Großschnauze
  • den IQ von 3 Metern Feldweg

Exemplar 2:
  • Ostdeutscher der zwanghaft versucht seine Herkunft zu verbergen
  • Sandalen mit Socken
  • extrem aufdringlich und penetrant
  • Möchtegern-Intellektuellen-Imitat
  • Antisemit und Amerikaner Hasser
  • glaubt der Welt seine Wahrheiten verkünden zu müssen
  • schwer betrunken
  • zu doof zum "aus dem Bus gucken"

Schon als die Herren den Laden betraten (die Zwei sind uns ja nicht unbekannt), wurden sie von uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir nicht erfreut über ihre Anwesenheit seien und wir bei der ersten Entgleisung Lokalverbot aussprechen würden. Wäre mir so etwas passiert, hätte ich schnellstens das Weite gesucht, nicht so diese Herren. Sie versprachen sich ordentlich zu benehmen, nahmen Platz und begannen sich sportlich zu betätigen: Kampftrinker - Leistungsklasse.
Es ist nicht zu glauben, aber es dauerte höchstens 10 Minuten als Exemplar 2 die erste Hassrede gegen Juden in Amerika in Zusammenhang mit der Vergabe von Krediten startete. Ein eindeutiges Foul mit folgender roter Karte und Platzverweis. Als ich den Herrschaften diese Entscheidung mitteilen wollte, sprang Exemplar 1 auf und brüllte mich in brillantem Sächsisch an:

"Ich zahle Steuern auf meine Rente, also darf ich sagen was ich will und jetzt halt' dein blödes Maul!"

also etwa so:

"Isch zoal Steiern uff minne Rände, also dörf isch saachen wad'sch will unn jäds hald dää blädes Maoul"... oder so ähnlich.

Ich muss schon sagen, dass ich schwer eingeschüchtert und auch ängstlich war und daher sofort von der Terrasse flüchtete. Zeitgleich kam Pierre aus dem Laden gerannt und stürzte sich sofort auf Exemplar 1. Dabei brüllte er immer wieder:

"Niemand geht meine Frau an, niemand geht meine Frau an. Hörst du mich? Niemals!"


Als ich vorsichtig um die Ecke linste sah ich wie Pierre Nase an Nase mit dem Kerl stand. Seine Faust war von oben auf sein Gesicht gerichtet und Pierre spuckte wie ein Rasensprenger während er ihn immer weiter anbrüllte. Der Ossi versuchte zu fliehen, war aber zwischen Tisch, Stuhl und Pierre gefangen. Leise stammelte er immer wieder: "Es tut mir leid, es tut mir leid." Ein herrliches Bild. Pierre hat sich dann irgendwann auch wieder beruhigt und die Herrschaften aus unserem Lokal entfernt. Ich denke nicht, dass wir ein weiteres Mal von ihnen belästigt werden.

Eine kleine Nachwirkung hat das ganze dann allerdings doch. Seit gestern spricht Pierre mit sächsischem Akzent und macht unentwegt Witze über Ostdeutsche. Dies ist nicht konform mit den Verhaltensregeln die ich für unser Lokal aufgestellt habe. Mal sehen, wann ich ihm ein Lokalverbot ausspreche!


Samstag, 17. April 2010

Caña y vomito

Mir ist schlecht! Ich habe schlimme, schlimme Kopfschmerzen, meine Beine sind wie Pudding und meine Hände zittern unkontrollierbar. Die Mahlzeiten der letzten zwei Tage habe ich mir heute morgen noch einmal durch den Kopf gehen lassen und ich bin der festen Überzeugung, dass ich nie wieder feste Nahrung zu mir nehmen kann. Als ich heute morgen in diesem Zustand erwachte war ich mir sicher, dass mich letztendlich doch das Dengue Fieber erwischt hätte und ich nun recht bald das zeitliche segnen würde, dann kam jedoch Stück für Stück die Erinnerung zurück:
Ich habe Caña getrunken! Dazu muss man wissen, dass dieser Schnaps das billigste Destillat ist, das Paraguay zu bieten hat. Ein Liter billiger Vodka kostet hier 14000Gs, Caña kostet pro Liter nur 4400Gs und ist somit der Favorit der Gewohnheitstrinker. Natürlich gibt kaum jemand hier zu, dass er säuft, Caña wird hier grundsätzlich nur als Backzutat gekauft oder aus gesundheitlichen Gründen zur äusseren Anwendung. Diese Geschichten bekommen wir auch immer ungefragt beim kassieren erzählt, welches ein eindeutiges Zeichen ist, dass es sich nur um eine Ausrede handelt. (die Kunden erzählen ja auch schliesslich nicht wofür sie die Zwiebeln brauchen, die sie gerade gekauft haben.) Unterstützt wird mein Eindruck, dass es sich um Lügen handelt davon, dass die Leute den Caña gerne eiskalt kaufen und die Flasche schon am Kopf haben, wenn sie gerade um die Ecke gebogen sind. Jetzt mal ehrlich, was ist das für eine Krankheit die geheilt oder gelindert wird, indem man sich täglich literweise mit billigem Schnaps einreibt?
Allerdings haben wir auch eine Kundin, die schon 82 Lenze zählt und sich jeden Samstag zwei dicke Zigarren und eine kleine Flasche Caña kauft und jedesmal dazu sagt: "Jetzt setze ich mich auf die Veranda, rauche die Zigarren und trinke die Flasche ganz alleine." und dabei strahlt sie wie ein Honigkuchenpferd. Die Dame macht aber auch einen sehr gesunden Eindruck... vielleicht hilft's ja doch. Quasi eine dauerhafte Konservierung von innen!?
Wie auch immer.... mir hat der Genuss von Caña eine ausgesprochen desolate Verfassung beschert und ich denke auch nicht, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt einen positiven Einfluss auf meinen körperlichen Zustand verspüren werde.

Ich bin gezwungen diesen Eintrag jetzt zu beenden. Mein Eisbeutel ist schon wieder ganz warm und ich muss noch ca. 30 Hähnchenteile frittieren. Ein längerer Aufenthalt in unserer sanitären Einrichtung ist danach nicht ausgeschlossen!


Mittwoch, 14. April 2010

Polvo rojo

Bereits in den 90ern gab es einige Jahre in denen ich unter einem ähnlichen Problem gelitten habe: Schwarze Möbel, weisser Hausstaub und als Krönung ein blonder Hund mit ausgeprägter Alopezie. (allerdings frage ich mich noch heute, was ich mir bei dem Kauf von schwarzem Interieur gedacht habe. Der hohe Konsum von Peach, Baileys und kleiner Feigling wird wohl das Seinige dazu getan haben.) Um der ständigen Staubwischerei zu entgehen gab es einfach ein absolutes Berührungsverbot für die Oberflächen sowie der Gegenstände die sich darauf befanden. Mit der Anschaffung von hellen Echtholzmöbeln war das Problem so gut wie gelöst.

Seit wir in Paraguay leben weiss ich, dass das bisschen Hausstaub in Deutschland und dessen beharrliche Bekämpfung einfach nur Zeitverschwendung war denn hier haben wir POLVO ROJO! Polvo Rojo ist immer und überall, es drückt sich durch jeden Spalt, jede Ritze und befällt Gegenstände nicht nur von oben, sondern von allen Seiten. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit bildet es einen schmierigen Film der nicht einfach mit einem Feudel weg zu wedeln ist... neeeiiiin... das Zeug klebt wie Sch****. Im Sonnenlicht sieht man wie sich grosse Wolken der roten Hygienebedrohung auf das Gebäude zubewegen, sich auf Fensterscheiben legt und unter der Türe hineinweht um von dort systematisch alles okkupiert. Für die vollständige Einsauung eines Zimmers braucht das Polvo höchstens zwei Stunden, innerhalb von zwei Tagen ist es möglich kleine, rote Sandburgen auf den Schränken zu bauen.
Auch Lebewesen bleiben nicht verschont. Die meisten von natur aus hellen Hunde sind dunkelrot, es gibt rote Schweine und Pferde und bei unserer abendlichen Dusche fliesst dunkelrotes Wasser in den Abfluss, das einen leicht dickflüssigen Eindruck macht. Den grössten Fehler den wir im Haus gemacht haben, war die Küche weiss zu streichen. Was haben wir uns denn dabei gedacht?


Dienstag, 13. April 2010

Abort der Fornikation

Es gibt Tage, da glaube ich fest daran Teil einer medizinischen Forschungreihe zu sein in der die Belastbarkeit meiner Herzkranzgefässe und Magengeschwüre getestet werden soll. So einfach kriegen die mich aber nicht klein!

Samstag Abend beglückten uns zwei Damen und zwei Herren zum Zwecke der Nahrungsaufnahme mit ihrer Gegenwart. Das ist in soweit auch sehr erfreulich, wir verbringen unsere Zeit ja nicht zum Spass im Geschäft. Die lustigen Vier haben es sich auch richtig gut gehen lassen und zum Dank für unser gutes Essen und den zuvorkommenden Service, durften wir Zeuge der Darbietung einer südamerikanischen Telenovela in live Performance werden. Der Stoff, den dieses Ensemble innerhalb von 20 Minuten verarbeitet hat, würde bei der Lindenstrasse locker sechs Folgen benötigen.

Darsteller:
  • Dolores verheiratet mit....
  • Pedro
  • Antonio
  • Paola die im Verlauf jedoch keine Rolle spielt

Nachdem die Protagonisten ihr Mahl beendet hatten, verschwand Dolores auf unserer Toilette. Daran wäre nichts zu mäkeln, leider folgte ihr nach ca. einer Minute Antonio. Die Beiden hatten die Türe des WC nicht geschlossen und die ertönende Geräuschkulisse liess den Schluss zu, dass das Pärchen nicht Monopoly spielte. Während wir uns wie kleine Schulmädchen kichernd darüber amüsierten, gesellte sich Pedro (Dolores Ehemann) zu uns. So etwas ist für mich immer der exakte Zeitpunkt von der Bildfläche zu verschwinden, von der Küche aus kriege ich auch alles mit, aber ich kann ungestraft Fratzen machen...
Pedro konzentrierte sich also auf Pierre und versuchte ihm eine Unterhaltung über das, was gerade in der Toilette passierte, aufzudrängen.... er unternahm aber nichts.
Nach ca. fünf Minuten kam das Pärchen aus dem WC und Dolores wollte sich noch einmal an Antonio schmiegen, welcher Diese mit einer theatralischen Handbewegung von sich drückte:

Antonio (feurig): "Geh' weg du Schlampe."
Pedro: "...."
Dolores (den Tränen nahe): "Aber...."
Antonio (temperamentvoll): "Nein, hau' ab. Mit dir bin ich fertig!"
Pedro: "......"
Dolores (schwer theatralisch): "Du Schwein, ich dachte du willst mich!"
Antonio (überheblich): "Ich hatte dich doch. Was soll ich denn mit so einer?"
Pedro: "..........."
(Dolores fängt an mit Fäusten auf Antonio einzuschlagen.)
Dolores (hysterisch): "Du Hurenbock, ich werde dich umbringen"
Pedro: "..................."

(Antonio lacht, dreht sich einfach um und setzt sich wieder an den Tisch. Dolores stürmt schreiend und weinend aus dem Laden und verschwindet langsam in der Dunkelheit. Es tritt für zwei Minuten peinliches, betretenes Schweigen ein. Dolores erscheint noch einige Male um Antonio übelst zu beschimpfen, dieser schenkt ihr keinerlei Beachtung.)

Pedro (seufzt): "So ist das hier in Paraguay. Dann nehm ich die wohl wieder!"

Als das Ensemble die Szene verlassen hatte, richtete Pierre das Wort an mich:

Pierre: "Duuuu Maaauuuus... wir haben doch gesagt, dass wir uns den Gepflogenheiten hier wirklich anpassen wollen...."
Ich: "Du hast recht Hase. Ich bin dann schon mal auf dem Klo. Den grossen Typen von Tisch zwei kannst du gleich schicken!"
Pierre: "......................................"

Freitag, 9. April 2010

Aber... das ist doch MEIN Schwein!

Heute hat der Tag zwar angefangen wie jeder Andere, als ich jedoch gerade unserem Schweinchen sein Frühstück servierte, stand plötzlich eine aufgeregte Frau an unserem Tor. Da mein spanisch immer noch nicht toll ist brauchte ich doch einige Zeit zu verstehen, was die Dame denn nun von mir wollte. Es stellte sich dann heraus, dass unsere kleine Mini-Sau eigentlich ihr gehört und vor wenigen Tagen gestohlen wurde. Sie konnte die Wutz genau beschreiben und verlangte natürlich den Namen und die Adresse des Verkäufers.
Sie hat ihre Informationen nun bekommen und ich hoffe, sie klärt den Sachverhalt mit dem Dieb und wir können unseren kleinen, grunzenden Sonnenschein behalten. Die Namensfindung haben wir aber trotzdem erst einmal auf Eis gelegt, das würde den Verlust des Schweinchens nur noch schlimmer machen.
Ich denke aber nicht, dass es so weit kommen wird. Wenn die Dame das Schwein wieder haben will, muss sie es meiner toten, kalten und erstarrten Hand entreissen.....


Dienstag, 6. April 2010

Ein Zuhause für das Schwein

Nachdem Pierre also seine phänomenale Neuanschaffung... das Schwein... mit nach Hause gebracht hat und das Selbige sogar die erste Nacht im Haus verbringen durfte (damit es sich nicht fürchtet, die arme Sau), habe ich heute verlangt, dass eine vorläufige Unterbringungsmöglichkeit nahe am Haus gebaut wird.
Eigentlich hatte ich erwartet, dass Pierre sich ein bisschen Mühe gibt und ihm einen kleinen Verschlag hinter dem Haus baut. Meine Vorstellung war in etwa Diese:

Was für einen Hund gut ist, sollte doch für ein Schwein absolut ausreichend sein. Also haben sich Pierre und seine rechte und linke Hand namens Santiago frisch ans Werk gemacht. Ich hörte sie hämmern und sägen, fluchen und sich gegenseitig für die gute Arbeit loben.
Leider wurde ich jäh in die Realität gestossen als ich gerufen wurde das Werk zu begutachten. Mitten auf der Terrasse haben die beiden DIESES gebastelt:

Dem Schwein mögen die architektonischen Besonderheiten, oder besser Auffälligkeiten sehr egal sein, ich bin allerdings ein wenig enttäuscht. Ich bin guter Hoffnung, dass der grosse Schweinestall meinen Vorstellungen ein wenig näher kommt, ich weiss jedoch, dass ich nicht allzu euphorisch sein sollte.
Das Schwein wurde also in sein neues Domizil entlassen und brauchte genau vier Sekunden um wieder auszubrechen. Pierres Kommentar als das Schwein im Galopp an uns vorbeirannte:
"Maus! Wieso hast du mir erlaubt, dass das Schwein hier bleiben darf?"

3 Kg Mett

Mein „noch“ Tagesabschnittsbereicherer hat mich auf das gröbste hinters Licht geführt. Hinterhältig hat er mir am Telefon eine Frage gestellt, aufgrund deren Formulierung ich diese nicht als Falle erkannt habe und bin dann blind und blauäugig in meinem unendlichen Vertrauen zu ihm hineingetappt. Schmach über ihn und das, was er wieder verbrochen hat.

Pierre: "Hallo Maus. Soll ich von unterwegs Schwein mitbringen?“
Ich: „Gute Idee! Was gibt es denn?“ (hier gibt es ja nicht immer alles zu kaufen)
Pierre: „Alles ist da. Rippen, Schinken, Bein....“
Ich: „Ja super, dann bring irgendetwas Leckeres mit.“
Pierre: „Klar, mach ich.“

Wie hätte ich bei diesem Gespräch Verdacht schöpfen können? (Obwohl... ich sollte es mittlerweile besser wissen!) Von jetzt an bin ich aber vorsichtiger, denn Pierre hat wirklich Schwein mitgebracht, nur blöderweise ein ganzes Schwein und es lebt noch. Das Ferkel ist ein Mädchen, zwei Monate alt, wiegt ca. 3kg, ist unser neuestes Familienmitglied und soll uns in Zukunft viele Ferkel bescheren. Unser Bauernhof ist damit fast komplett. Danke Pierre!
Bis jetzt ist uns noch kein Namen für die laufende Speckfabrik eingefallen. Wir hatten nur ein paar Ideen wie: Paris, Angelina, Posh oder Frau Merkel. Für Vorschläge die der Namensfindung dienlich sind, wären wir sehr dankbar!




Freitag, 2. April 2010

Ein Schaf sieht rot

Angelika macht mich wahnsinnig. Dieses Schaf verhält sich wie ein Hund und klebt uns auf Schritt und Tritt auf den Fersen, wenn es nicht gerade im Weg steht oder im Schneckentempo vor uns her läuft. Ausserdem kann sich das Vieh mit dem süssen Gesicht und den Teufelsaugen mittlerweile selber die Haustür aufmachen. Sobald sie in das Haus eingedrungen ist, verstreut Angelika unkontrolliert ihre kleinen Kackekugeln, ärgert die Hunde, versucht auf das Bett zu springen und frisst alles was sie kauen kann. Sollte der Eingang abgeschlossen und ein Eindringen somit unmöglich sein, wird sie äusserst ungehalten. Sie tritt wie ein Muli gegen die Türe und schreit wie am Spiess. Jetzt sollte man denken, dass die laufende Wollfabrik irgendwann damit aufhört... weit gefehlt. Gestern durften wir diese Vorstellung bis 2:30Uhr geniessen, dann hat eine unserer Kühe sie verjagt, vor den Rindviechern hat die Dame nämlich richtig Respekt. Bis 7:00Uhr war dann auch kein Laut mehr zu vernehmen, dann ging die Kuh frühstücken und Angelika brachte ihren Verdruss wieder lautstark zum Ausdruck.
Erstaunlich ist allerdings, wie eindeutig sich das Schaf artikulieren kann. Sie benutzt nur ihr „mäh“ aber in einer solchen Vielfalt von Betonungen, Stimmlagen, Lautstärken und Effekten, dass wir genau wissen, was sie sagen will. Ein wirklich aussergewöhnliches Tier, das muss ich zugeben.
Heute Abend habe ich Angelika in ca. 50m Entfernung vom Haus mit einer langen Leine an einen Baum gebunden. Es ist hier in den letzten drei Stunden wirklich erholsam still gewesen, jetzt laufe ich aber alle 20 Minuten zu ihr, um nach dem Rechten zu sehen.
Vielleicht binde ich gleich einfach eine Kuh vor die Haustüre und lasse Angelika wieder frei, oder ich lasse das Schaf im Bett schlafen und wir legen uns ins Auto. Mal sehen...

Donnerstag, 1. April 2010

Überraschung!!


Wenn Pierre alleine unterwegs ist, freue ich mich immer, wenn ich hier und da eine SMS als Lebenszeichen von ihm bekomme. Man weiss ja nie, was einem auf dem Weg zustösst.
Wirklich nervös werde ich aber, wenn eine dieser SMSen mit „Ich habe eine Überraschung für dich...“ anfängt.
So auch heute morgen. Ich bekam diese Nachricht des Schreckens und auch auf mehrmalige Nachfrage liess Pierre sich nicht dazu erweichen mir nähere Informationen zu dieser „Überraschung“ zu geben.
Um 12:30Uhr kam er dann nach Hause. Im Kofferraum hatte er Angelika untergebracht. Es war allerliebst mit anzusehen und anzuhören, wie Pierre versuchte mir schonend seine Neuanschaffung zu erklären, während aus dem Fond des Autos ein nicht zu überhörendes ...määäähhhh... ertönte.
Wir haben jetzt also auch noch ein Schaf, ein weiterer Futterfriedhof der am vorderen Ende unseren schönen Rasen vernichtet um dann am hinteren Ende unaufhörlich Exkremente in Kugelform verstreut.
Uuuiiiii, was eine schöne Überraschung, da freu' ich mich aber.
Macht nichts, ich habe eben einen Kübel Rosmarin gepflanzt, ich denke, Schaf und Kräuter werden ziemlich zeitgleich erntefähig.

Die Bratwurst

Es ist ein wenig schwierig die Indigen aus ihren Essgewohnheiten zu reissen und sie an Neue, ihnen unbekannte Lebensmittel heranzuführen. Wir machen es trotzdem immer wieder und ich muss sagen auch sehr erfolgreich. Letztere Einführung war die deutsche Bratwurst. Hier gibt es ein ähnliches Erzeugnis, das Chorizo. Diese paraguayische Komestibilie besteht aus einem ca. 4-5cm langen Stück Darm in das einige fettige, ungewürzte Stücke Schweinefleisch gestopft wurden, gerne auch Eingeweide oder Hufreste. Sollte ansonsten nichts Essbares vorhanden sein, es gab schon seit drei Tagen nur faule Kartoffeln und der Körper ist bereits von Mangelerscheinungen geschüttelt, mag es sein, dass auch diese nutritive Kreation ihren Reiz hat. Ich krieg das Zeug nicht runter!
Ich nutzte also einen freien Tag dazu deutsche Bratwurst selber herzustellen. Dieses Produkt war einfach göttlich und nach ausgiebiger Qualitätskontrolle gab ich es zum Verkauf frei. Leider habe ich den Fehler gemacht, in Anlehnung an die heimischen Chorizos, diese Wurst in der gleichen Grösse abzudrehen. Die Einheimischen waren völlig verwirrt und verweigerten standhaft den Konsum meiner Kreation. So leicht lasse ich mich auch nicht ins Boxhorn jagen, zumal ich mir der Qualität und dem Geschmack der Wurst mehr als sicher war.
Jetzt kommt's:
In der darauf folgenden Woche habe ich wieder gewurstet. Diesmal habe ich die Wurst allerdings gar nicht geteilt, sondern grosse Schnecken daraus gedreht, mit einem Holzspiess fixiert und das ganze gegrillt. Die Leute hier haben die Wurst gesehen und seitdem sind alle in Aufruhr. Nicht nur, dass wir diese Wurst in gegrillt und in roh in so grossen Mengen verkaufen, dass ich in der Produktion gar nicht nachkomme, die Kunden lassen uns jetzt nach Sonderwünschen produzieren. Sie bringen uns z.B. höllenscharfe Chillischoten, Anis, speziellen Kümmel, Ingwer und andere Ingridenzien die wir unserer Wurst untermischen. Der Preis ist seitdem um 15% gestiegen.

Und die Moral von der Geschicht': Es kommt sehr wohl auf die Grösse an!

Peinlich, peinlich

Letzten Samstag kam einer unserer Nachbarn spät Abends in unseren Laden. Das ist natürlich nichts Ungewöhnliches, aber normalerweise kaufen diese Nachbarn, da sie alle nicht arbeiten und dauerhaft pleite sind, bei uns nur Stärke und Eier um Chippas zu machen. Diesmal war es aber anders. Er betrat mit einer fremden Frau den Laden, legte 10.000Gs auf den Tisch und bestellte stolz Grillfleisch mit Brot und unserer Spezialmayonnaise für zwei Personen. Das fand ich schon ein wenig seltsam, da er verheiratet ist und er zwei Kinder hat. Aber das ist ja nicht meine Sache und es ist hier nicht so sehr ungewöhnlich. Es ist normal, dass Männer hier mehrere Freundinnen haben.
Während ich die Bestellung verpackte, war von draussen ein lautes Lachen zu vernehmen, dass mir doch sehr bekannt erschien. Die Tür öffnete sich und die 14jährige Tochter des Kunden kam in den Laden. In den Arm ihres ca. 40jährigen Begleiters gekuschelt hielt sie eine Büchse Bier in der Hand. Es trat betretenes Schweigen ein. Nach ca. 30 Sekunden (von mir gefühlten 30 Minuten in denen ich zwanghaft mein Lachen unterdrückte) brach der Vater die Stille:

Vater: „Was machst du denn hier?“
Tochter: „Das frage ich dich auch!“
Vater: „Ich denke du bist krank und liegst schon seit Stunden im Bett?“
Tochter: „...und ich dachte wir hätten kein Geld und darum gab es nur Brot und Öl zum Essen?!“

Wieder liess das Schweigen der Beiden die Stille unerträglich laut werden.

Vater: „Erzählst du das der Mama?“
Tochter: „Nein, du denn?“
Vater: „Nein, mache ich nicht. Wir sehen uns morgen früh.“

Alle verliessen fluchtartig das Lokal in verschiedenen Richtungen und ich muss sagen, ich war für einige Sekunden ein wenig sprachlos. So kenne ich mich gar nicht.

Pierre: „Oh, la puta. Das war peinlich. Hast du die Freundin von dem Kerl gesehen? Wo hat der die denn gekauft? Kriegt man hier so was für ein bisschen Grillfleisch? Davon haben wir noch....“
Ich: „Appetit auf Brot, Öl und einen Tritt in den Hintern?“

….und wieder füllte Stille den Raum!

Nachruf

Das Internet – meine wichtigste und auch einzige Verbindung zu Freunden, Verwandten und Bekannten ausserhalb Paraguays ist am späten Abend des 26. März plötzlich und unerwartet von uns gegangen. Nachdem jeglicher Wiederbelebungsversuch fehlschlug musste ich diese schreckliche Tatsache akzeptieren. Obwohl das Modem ein chinesisches Produkt ohne Garantie und ein Ableben aufgrund dieser Tatsache innerhalb von 4-6 Monaten zu erwarten war, habe ich die Augen vor dieser sich nahenden Katastrophe verschlossen und die einwandfreie Funktion des Gerätes als selbstverständlich angesehen. Ich bereue mein gedankenloses Verhalten zutiefst und akzeptiere die wochenlange Lieferzeit des neuen Modems ohne weiteres Wehklagen.
Mein Dank geht an einen guten Freund, der mir diesen und die folgenden Blog-Einträge möglich gemacht hat.

Freitag, 26. März 2010

Municipales

Hier in Paraguay haben Leute wie wir (also Gringos) ganz besondere Freunde. Das sind die Municipales... die Verkehrspolizei. Diese Beamten verdienen einen Hungerlohn und wenn Paraguay mal wieder knapp bei Kasse ist, bekommen sie auch schon mal monatelang kein Geld. Es ist ja nun mal sehr bekannt, dass Paraguay ein korruptes Land ist. Das ist auch eine tolle Sache.... wenn man nicht das Opfer ist. Die Verkehrspolizei hat aufgrund des finanziellen Notstandes und mit Hilfe ihrer Uniformen ein gesondertes Einkommen. Es werden ungerechtfertigte Bussgelder verhängt die einfach in die eigene Tasche wandern.
Ein willkommenes Opfer ist natürlich der Gringo. Diese zugewanderte Spezies hat immer Geld in der Tasche und setzt sich nicht zur wehr, denn der Gringo weiss, dass er alles nur noch schlimmer macht.
Folgend ein solcher Vorgang, wie wir ihn vor zwei Wochen erleben durften. Sehr erheiternt, denn die zwei Uniformierten spielten das guter Bulle / böser Bulle-Spiel:

Böser Bulle (mit gefährlichem Gesichtsausdruck): "Guten Tag, die Papiere bitte!!!"
Pierre händigte die Papiere aus und diese wurden erst einmal mit 5m Abstand zum Auto gemeinsam mit dem guten Bullen begutachtet und diskutiert. Es wurde telefoniert und mit den Armen gewedelt. Während der böse Bulle noch wichtig telefonierte, kam der gute Bulle zurück zum Auto.
Guter Bulle: "Da stimmt wohl etwas mit den Papieren nicht. Mein Kollege hätte gerne noch die notariellen Unterlagen des Wagens, die Benutzungsberechtigung und die Aufenthaltsgenehmigung." (ja klar... und vielleicht auch noch unsere Unterwäsche?)
Pierre sammelte alles aus dem Handschuhfach und meiner Tasche zusammen und übergab es dem guten Bullen. Dieser entschwand wieder zu seinem Kollegen. Wieder bekamen wir eine bühnenreife Vorstellung geboten in deren Verlauf sich der gute Bulle ein weitere Mal an uns wendete.
Guter Bulle: "Mein Kollege ist kein netter Mensch und er hat Zweifel an der Korrektheit der Unterlagen. Wenn ihr mir 50.000Gs gebt, lege ich für euch ein gutes Wort ein." (Ja klar, ich bezahle auch gerne 100.000Gs, dafür darf ich dir dann aber in den ..... ach, egal.)
Pierre gab dem guten Bullen brav die 50.000Gs und das Schmierentheater ging weiter. Der gute Bulle redete und tätschelte dem bösen Bullen die Schulter.... es wurde weiter telefoniert. Nach weiteren 10 Minuten bequemte sich der böse Bulle zurück zum Fahrzeug.
Böser Bulle: "Ich werde ihre Papiere erst prüfen lassen und darf sie zu diesem Zwecke bis zu sechs Stunden hier festhalten. Bitte verlassen sie sofort das Fahrzeug!" (vor einem Jahr noch wären wir jetzt beeindruckt und ängstlich gewesen, heute wissen wir ja, dass es nur um die Höhe des Schmiergeldes geht.)
Pierre sprach das Zauberwort: "Können wir das nicht irgendwie unter uns regeln?"
Böser Bulle: "Gib mir 1.000.000Gs"
Pierre: "So viel habe ich nicht."
Böser Bulle: "Dann mach deine Tasche leer und zeig mir wieviel du hast!" (wir kennen den Ablauf ja schon, dementsprechend hatte Pierre "nur" 100.000Gs in der Tasche. Mit weniger kommt man eh' nicht weg.)
Böser Bulle: "Ok, ich nehme das Geld uuuuund (er inspizierte den Inhalt des Wagens) den Sack Kuhfutter da hinten."
Wir übergaben Beides den Beamten und durften dann begleitet von freundlichem Winken weiterfahren.
Auf dem Rückweg kamen wir wieder an der Strassensperre vorbei und wurden mit einem freundlichen "Hola, amigo. Adelante!" durchgewunken.
Amigo? AMIGO? Kein Problem, seit ein paar Tagen weiss ich, dass die Ehefrau des Polizisten bei uns einkauft. Mal sehen, ob sie etwas von seiner 17jährigen Freundin weiss. Mit der habe ich ihn nämlich gestern hier gesehen!

Donnerstag, 25. März 2010

Kacke am Start!

Na, jetzt haben wir den Salat. Als wir gestern nach Hause kamen hing an unserem Tor, eingeknotet in einer Brötchentüte, ein Zettel. Ich muss dazu sagen, dass es hier keine Post gibt, wo wir wohnen gibt es ja noch nicht einmal Adressen. Unsere Adresse ist: "Hinter den Ruinen der Jesuiten". Eigentlich entspannend, denn die Werbewurfsendungen bleiben so auch aus.

Zurück zum Thema:
Wir haben also den Zettel ausgepackt und es war ein amtliches Dokument mit Stempel der Municipalidad. Morgen früh um 8:30Uhr hat man uns einen Termin beim Friedensrichter aufgebrummt und es geht um unsere Tiere. Ich weiss jetzt schon ganz sicher, dass wir auf jeden Fall schuldig sind. Da, wie ich bereits berichtet habe, unsere Hunde unsere gesamten Hühner hingerichtet haben, gibt es keinen Grund, dass die doofen Köter das nicht auch bei anderen Leuten getan haben. Normalerweise ist man selber dafür verantwortlich seine Hühner so unterzubringen, dass das nicht passieren kann, da hier alle Hunde frei herumlaufen. Bei Gringos (also wir) gelten da andere Regeln. Wir sind ja reich (jeder Einwanderer gilt hier als exorbitant vermögend und die Bevölkerung ist immer erpicht darauf, daran teilzuhaben).
Wie auch immer....

Im Moment gehen mir alle möglichen Szenarien durch den Kopf:

- Die Hunde sind irgendwo eingebrochen und haben 5 Hühner gefressen. Angezeigt wurden natürlich 30 Hühner, fünf Gänse, 3 Kühe und ein Kleinkind. Kosten: 3.000.000Gs.

- Die Hunde haben jemanden angesprungen der hingefallen ist und eine schmutzige Hose hatte. Angezeigt wird der Verlust eines Armes, zweier Familienmitglieder und der gesamten Garderobe. Kosten: 4.000.000Gs.

- Unsere Kühe sind vor einigen Tagen ausgebrochen. Vielleicht sind sie in einen Gemüsegarten eingebrochen und haben zwei Tomaten zertreten. Angezeigt wird der Verlust von 3 Hektar Borrito und mehreren Bäumen die Goldbarren trugen. Kosten 6.000.000Gs.

- Unsere Katze hat jemanden gekratzt und infolgedessen ist eine Hütte abgebrannt. Kosten: 8.000.000Gs.

- Unser Pferd hat gewiehert und davon ist .....

Ich unterbreche hier lieber meinen Gedankengang, das wird zu teuer für uns. Wenn ich also demnächst versuche jemanden von euch anzupumpen, wisst ihr warum!

Mittwoch, 24. März 2010

Deutsche Kunden

Auf der einen Seite bin ich völlig verwirrt von unseren paraguayischen Kunden denen einfach alles egal ist. Sie bestellen eine Flasche Limonade und wenn wir beginnen ihnen die 8 vorrätigen Geschmackssorten aufzuzählen (unter anderem Erdbeere, ein Gedicht das Zeug), bekommen wir als Antwort: "Ist egal." Man soll ja nicht von sich auf Andere schliessen, aber dieses Verhalten entzieht sich meinem Verständnis. Eine solche Einstellung vereinfacht den Verkauf aber ungemein!
Auf der anderen Seite haben wir auch deutsche Kunden. Wenn ich die Herren und Damen vorfahren sehe, packt mich schon der Gräuel. Mittlerweile darf ich mich bei deutschem Besuch schon nur noch in der Küche aufhalten. Die Bedienung dieser Kunden bewegt sich einfach ausserhalb meiner Servicebereitschaft.

So kauf ein paraguayischer Kunde ein:
Kunde:"Ohhhhh, das sieht aber alles lecker aus. Ich hätte gerne zwei Hähnchenschenkel, zwei Rippchen und zwei Salate."
Pierre: "Welche von den Schenkeln und welche Rippchen?"
Kunde: "Ist egal"
Pierre: "Welcher Salat?"
Kunde: "Irgendeinen mit Mayonaise."
Pierre: "Die sind alle mit Mayonaise!"
Kunde: "Dann Irgendeinen, bei euch ist alles lecker."
(ja klar, die Dicke verkauft ja nichts, was ihr nicht selber schmeckt!)
Ich verpacke das Essen und der Kunde ist weg.
Dauer: 2 Minuten.

So kauft ein deutscher Kunde ein:
(dazu erst noch eine Anmerkung: Die hier lebenden Deutschen sind entweder flüchtige, gesuchte Kriminelle, Nazis, sexuell Abartige oder Rentner die in Deutschland äusserst unerfolgreich waren und somit nur 500 - 700€ Rente haben. Hier spielen diese Leute sich aber auf, als wären sie der Nabel der Welt. Unerträglich!)
In roter Schrift findet ihr die Antworten, die ich in der Küche denke!
Kunde: "Ist das alles frisch?"
Pierre: "Natürlich. Alles wird morgens frisch vorbereitet."
(Nein, das ist die alte Kacke von vorgestern. Wir haben aber die Maden runtergekratzt!)Kunde: "Ich weiss nicht recht. Womit ist das Grillfleisch denn gewürzt?"
Pierre: "Das Fleisch wird vor dem Grillen in Barbecue Sauce eingelegt."
(Wir haben das Zeug heute morgen unterm Klorand durchgezogen.)
Kunde: "Und welche Gewürze sind in der Sauce?"
Pierre: "Das ist ein spezielles Rezept des Hauses, das kann ich ihnen nicht verraten."
(Alles, was ich noch vom Regal im Küchenschrank abkratzen konnte.)
Kunde: "Und diese Salate da? Was sind das für Salate?"
Pierre: "Kartoffelsalat, Krautsalat, Fleischsalat und Eiersalat."
Kunde: "Und was ist da drin? Habt ihr denn nichts Deutsches?"
(Eine exklusive Selection von Tierexkrementen und allem was letzte Woche liegengeblieben ist. Wenn ihr Sauerbraten und Saumagen wollt, geht doch zurück nach Deutschland!)
Pierre hat an dieser Stelle und noch viiieeel länger die Geduld mit einem Lächeln jede Frage freundlich zu beantworten und glaubt mir, Herr und Frau Wichtig haben immer eine Menge Fragen. Ein Wunder, dass noch niemand eine Besichtigung der Küche gefordert hat.
Diese völlig schwachsinnigen Gespräche ziehen sich manchmal bis zu 15 Minuten hin und wenn sich hinter den Deutschen die Kunden stapeln, zieht Pierre schon mal den Einen oder Anderen vor. Der beste Kommentar, den wir dazu gehört haben:
"Es kann ja nicht sein, dass hier ein Neger einem Deutschen vorgezogen wird!"

Montag, 22. März 2010

Wir haben ein Heimchen

Ich bin schon den ganzen Tag damit beschäftigt eventuell auftretende Falten durch Ganzkörperfüllung auszugleichen, aber ein langer, gesunder Schlaf hilft natürlich immens dem allgemeinen, altersbedingten Verfall entgegenzuwirken. Dies wird mir jetzt die zweite Nacht in Folge verwehrt bleiben.... wir haben ein Heimchen!
Der possierliche, kleine Kerl sitzt irgendwo im Haus und wir finden das Drecksteil nicht (oups, ich entschuldige mich für die Wortwahl. Das muss wohl die Müdigkeit ausgelöst haben).Acheta domesticus, die Langfühlerschrecke aus der Familie der Grillen (ich hätte es eher Nervus extremus genannt, aber mich fragt ja keiner) hat sich also irgendwo unter dem Dach eingenistet und singt dort ihr wunderschönes Lied.... von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang.... in voller Lautstärke.... ohne Unterlass. Es ist immer der gleiche, schrille Ton, etwa 70-80 mal pro Minute. Dieses kleine Miststück erreicht eine auditive Intensität und Klangqualität (vor allem was die Höhen angeht), davon kann jeder HiFi Freak mit seinen Kupferkabeln und Was-weiss-ich-Boostern nur träumen.
Am erstaunlichsten ist, dass diese unsägliche Nervensäge nicht zu lokalisieren ist. Egal wo wir uns befinden und lauschen, das zermürbende Geräusch kommt immer wieder aus einer anderen Richtung. Selbst wenn ich diese akustische Meisterleistung wirklich bestaune, muss das Vieh sterben! Leider habe ich nicht die geringste Ahnung wie ich es finden soll. Ich denke, am Ende der Woche zünden wir einfach das Haus an.