Samstag, 19. Juni 2010

In Paraguay ist es anders.

Uns war ja schon von Beginn an klar, dass viele Dinge in diesem Land sehr von dem uns Bekannten differieren würden, die Paraguayer und paraguayische Gepflogenheiten schaffen es aber wirklich immer wieder uns ein Lächeln zu entlocken oder gar schwere Kopfschüttelattacken auszulösen. Hier präsentiere ich eine kleine Sammlung unserer Erfahrungsbereicherungen:

  • Frauen mit kurzen Haaren gelten als defekte, wertgeminderte Ware
  • Mädchen, die mit 16 nicht mindestens ein Kind zur Welt gebracht haben, sind keine vollwertige Menschen. Das sind Frauen hier im allgemeinen eh' nicht, aber der Wert der kinderlosen Dame sinkt um weitere fünf Punkte. Eine frühe Mutterschaft tangiert die Mädchen auch recht wenig, da die sabbernden Bündel in 80% der Fälle sowieso bei der Grossmutter abgeliefert werden. Sollte das Mädchen den Kindsvater wirklich kennen, wird die Frucht seiner Lenden gerne auch ihm vor die Türe gelegt. Einer unserer Nachbarn ist auf diese weise bereits achtfacher Vater, dass zwei dieser Kinder hellblond sind, kann er sich auch nicht wirklich erklären.
  • In Europa ist es ein Teil der guten Erziehung bei der Begrüssung einer anwesenden Dame zuerst die Hand zu geben.... sollte ein Mann dies hier wagen, gibt's direkt eine auf's Gesicht! Aus dem selben Grund werden Frauen hier im allgemeinen nicht gegrüsst, es sei denn man kennt sich sehr gut. Sollte eine unbekannte Frau Eigeninitiative entwickeln und als Erste grüssen, signalisiert sie damit unbegrenzte Paarungsbereitschaft.
  • In Paraguay findet der aufmerksame Beobachter auf den Fahrzeugen mit den lustigen, bunten Lampen auf dem Dach eine Zahl: 911. Bei unserer Ankunft hier unterlagen wir noch dem Irrtum dies sei eine Notruf-Nummer... weit gefehlt. Dem Anrufer dieser Nummer ist durchaus die Möglichkeit gegeben dem Herrn oder der Dame am anderen Ende der Leitung seine Geschichte zu erzählen, dies hat aber keinerlei weitere Konsequenzen. Die Polizei kommt nicht, wenn sie keine Lust hat. In diesem Land haben die Bewohner keinerlei Anspruch auf den Service dieser Institution. Vor einigen Tagen wütete ein Betrunkener mit seiner Machete durch die Nachbarschaft, bedrohte die Menschen und schlug Scheiben ein. Trotz mehrfacher Anrufe verschiedener Nachbarn liess sich keiner der uniformierten Bierfriedhöfe hier blicken. Der Betrunkene wurde dann in einem Akt von Selbstjustiz durch die vereinigte Nachbarschaft niedergestreckt.
  • Hunde sind nicht sehr beliebt in Paraguay und werden meist auch nicht wie ein Lebewesen behandelt. Das durchschnittliche Flohtaxi reagiert hier auf drei eindeutige Zeichen mit sofortiger Flucht, allerdings haben unsere Hunde das sooo nie gelernt. Wenn also unser 55kg Labrador Monsterköter namens Scooby Doo auf einen Paraguayer zum Zwecke des "gestreichelt werdens" zustürmt, wendet dieser verängstigt folgende Techniken an:

1. Das Quitsch-Geräusch, das durch das Einsaugen von Luft durch gespitzte Lippen entsteht.

Dieses Geräusch ist äusserst animierend für unseren Scooby. Wir locken unsere Hunde immer mit diesem Geräusch, wenn deren Malzeit angerichtet ist. Dieser Umstand hat für unseren Paraguayer natürlich für ihn unvorhergesehene Auswirkungen. Scooby läuft nicht nur noch schneller auf die Person zu, er beginnt auch noch freudig zu bellen. Ein ganz hervorragender Moment für eine spontane und unkontrollierte Darmentleerung.

2. Das Drohen mit einem Besen.
Pierre liebt es mit dem dicken Hund auf der Wiese zu toben und dabei spielen die Beiden oft mit einem alten Besen, den ich ausrangiert habe. Ziel des Spiels ist es, des Besens habhaft zu werden und ihn mir zu bringen. Leider bringt mir Scooby nicht nur meinen alten Besen, er hat mir mittlerweile schon drei Besen gebracht, die mir völlig unbekannt sind.

3. Das Aufheben und Werfen eines Steins.
Diese Methode bedarf eigentlich keiner weiteren Erläuterung. Ganz abgesehen davon, dass Scoobys Drang jegliche Dinge zu apportieren sehr ausgeprägt ist, müsste er schon mit Obelix' Hinkelstein beworfen werden, um eine abschreckende Wirkung zu erzielen.