Freitag, 2. April 2010

Ein Schaf sieht rot

Angelika macht mich wahnsinnig. Dieses Schaf verhält sich wie ein Hund und klebt uns auf Schritt und Tritt auf den Fersen, wenn es nicht gerade im Weg steht oder im Schneckentempo vor uns her läuft. Ausserdem kann sich das Vieh mit dem süssen Gesicht und den Teufelsaugen mittlerweile selber die Haustür aufmachen. Sobald sie in das Haus eingedrungen ist, verstreut Angelika unkontrolliert ihre kleinen Kackekugeln, ärgert die Hunde, versucht auf das Bett zu springen und frisst alles was sie kauen kann. Sollte der Eingang abgeschlossen und ein Eindringen somit unmöglich sein, wird sie äusserst ungehalten. Sie tritt wie ein Muli gegen die Türe und schreit wie am Spiess. Jetzt sollte man denken, dass die laufende Wollfabrik irgendwann damit aufhört... weit gefehlt. Gestern durften wir diese Vorstellung bis 2:30Uhr geniessen, dann hat eine unserer Kühe sie verjagt, vor den Rindviechern hat die Dame nämlich richtig Respekt. Bis 7:00Uhr war dann auch kein Laut mehr zu vernehmen, dann ging die Kuh frühstücken und Angelika brachte ihren Verdruss wieder lautstark zum Ausdruck.
Erstaunlich ist allerdings, wie eindeutig sich das Schaf artikulieren kann. Sie benutzt nur ihr „mäh“ aber in einer solchen Vielfalt von Betonungen, Stimmlagen, Lautstärken und Effekten, dass wir genau wissen, was sie sagen will. Ein wirklich aussergewöhnliches Tier, das muss ich zugeben.
Heute Abend habe ich Angelika in ca. 50m Entfernung vom Haus mit einer langen Leine an einen Baum gebunden. Es ist hier in den letzten drei Stunden wirklich erholsam still gewesen, jetzt laufe ich aber alle 20 Minuten zu ihr, um nach dem Rechten zu sehen.
Vielleicht binde ich gleich einfach eine Kuh vor die Haustüre und lasse Angelika wieder frei, oder ich lasse das Schaf im Bett schlafen und wir legen uns ins Auto. Mal sehen...