Donnerstag, 1. April 2010

Peinlich, peinlich

Letzten Samstag kam einer unserer Nachbarn spät Abends in unseren Laden. Das ist natürlich nichts Ungewöhnliches, aber normalerweise kaufen diese Nachbarn, da sie alle nicht arbeiten und dauerhaft pleite sind, bei uns nur Stärke und Eier um Chippas zu machen. Diesmal war es aber anders. Er betrat mit einer fremden Frau den Laden, legte 10.000Gs auf den Tisch und bestellte stolz Grillfleisch mit Brot und unserer Spezialmayonnaise für zwei Personen. Das fand ich schon ein wenig seltsam, da er verheiratet ist und er zwei Kinder hat. Aber das ist ja nicht meine Sache und es ist hier nicht so sehr ungewöhnlich. Es ist normal, dass Männer hier mehrere Freundinnen haben.
Während ich die Bestellung verpackte, war von draussen ein lautes Lachen zu vernehmen, dass mir doch sehr bekannt erschien. Die Tür öffnete sich und die 14jährige Tochter des Kunden kam in den Laden. In den Arm ihres ca. 40jährigen Begleiters gekuschelt hielt sie eine Büchse Bier in der Hand. Es trat betretenes Schweigen ein. Nach ca. 30 Sekunden (von mir gefühlten 30 Minuten in denen ich zwanghaft mein Lachen unterdrückte) brach der Vater die Stille:

Vater: „Was machst du denn hier?“
Tochter: „Das frage ich dich auch!“
Vater: „Ich denke du bist krank und liegst schon seit Stunden im Bett?“
Tochter: „...und ich dachte wir hätten kein Geld und darum gab es nur Brot und Öl zum Essen?!“

Wieder liess das Schweigen der Beiden die Stille unerträglich laut werden.

Vater: „Erzählst du das der Mama?“
Tochter: „Nein, du denn?“
Vater: „Nein, mache ich nicht. Wir sehen uns morgen früh.“

Alle verliessen fluchtartig das Lokal in verschiedenen Richtungen und ich muss sagen, ich war für einige Sekunden ein wenig sprachlos. So kenne ich mich gar nicht.

Pierre: „Oh, la puta. Das war peinlich. Hast du die Freundin von dem Kerl gesehen? Wo hat der die denn gekauft? Kriegt man hier so was für ein bisschen Grillfleisch? Davon haben wir noch....“
Ich: „Appetit auf Brot, Öl und einen Tritt in den Hintern?“

….und wieder füllte Stille den Raum!