Montag, 15. März 2010

Tochter im Angebot

Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen nicht immer so furchtbar überrascht zu sein, wenn wir mit Ereignissen konfrontiert werden, die sehr von unserer Kultur differieren, ich war nämlich schon auf dem besten Wege einen chronischen Tremor davon zu bekommen.
Leider muss ich zugeben, dass es mal wieder jemand geschafft hat.... für Stunden überfielen mich immer wieder Anfälle schweren, unkontrollierten Kopfschüttelns.

Samstag kam ein neuer Kunde in den Laden, setzte sich an einen Tisch, bestellte ein Bier und als Pierre gerade Zeit hatte, sprach der Kunde ihn an.
Seine Tochter würde öfter Eis bei uns kaufen und sie wäre sehr angetan von Pierre. Dieser war ein wenig verwirrt, bedankte sich aber erst einmal für das Kompliment und wollte seiner Arbeit weiter nachgehen. Der Kunde liess aber nicht locker. Seine Tochter wäre jetzt 16 Jahre alt und hätte auch erst ein Kind. Sie wäre also quasi neuwertig. Er, als ihr Vater, würde nun Pierre seine Tochter zur Benutzung anbieten. Mein armer, kleiner Franzose war mit dieser Situation völlig überfordert. Er versuchte dem Mann zu erklären, dass er bereits eine Frau hätte und auch keine Neue suchen würde. Das war dem Vater völlig gleichgültig. Pierre könne die Tochter ja schliesslich nebenbei als Freundin haben, das wäre ihr egal und das machen hier alle so. Aufgrund seiner guten Erziehung (und seiner französischen Gene) versucht Pierre immer höflich und charmant zu bleiben und ihm wurde schnell klar, dass er mit seiner Art dieser Situation nicht mit Anstand entfliehen konnte. Nach weiteren 10 Minuten dieser blödsinnigen Diskussion blieb nur die Notbremse:
Pierre (rufend): "Cheeerriiiieee!!??"
Ich (mit meiner lieblichen, damenhaften Stimme): "Waaaas?!"
Pierre: "Kommst du bitte mal nach vorne? Hier hat mir ein Herr ein Angebot gemacht!"

Und dann kam sie nach vorne. Cherie (also ich).... 1,70m gross, 130kg Lebendgewicht, auf 1cm Resthaar rasierter Kopf mit einer Stimme wie ein Bauarbeiter.

Ich (ziemlich ungehalten mit einem grossen Messer in der Hand): "Was für ein Angebot?"
Das Ende der Geschichte ist ganz schnell erzählt. Der Mann starrte mich einige Sekunden lang mit weit aufgerissenen Augen an, warf einen Geldschein auf den Tisch und verliess fluchtartig unser Lokal.
Ich wüsste trotzdem gerne, welche der Chicas seine Tochter ist. Hier kann man ja soooo viel Spass haben!