Freitag, 26. März 2010

Municipales

Hier in Paraguay haben Leute wie wir (also Gringos) ganz besondere Freunde. Das sind die Municipales... die Verkehrspolizei. Diese Beamten verdienen einen Hungerlohn und wenn Paraguay mal wieder knapp bei Kasse ist, bekommen sie auch schon mal monatelang kein Geld. Es ist ja nun mal sehr bekannt, dass Paraguay ein korruptes Land ist. Das ist auch eine tolle Sache.... wenn man nicht das Opfer ist. Die Verkehrspolizei hat aufgrund des finanziellen Notstandes und mit Hilfe ihrer Uniformen ein gesondertes Einkommen. Es werden ungerechtfertigte Bussgelder verhängt die einfach in die eigene Tasche wandern.
Ein willkommenes Opfer ist natürlich der Gringo. Diese zugewanderte Spezies hat immer Geld in der Tasche und setzt sich nicht zur wehr, denn der Gringo weiss, dass er alles nur noch schlimmer macht.
Folgend ein solcher Vorgang, wie wir ihn vor zwei Wochen erleben durften. Sehr erheiternt, denn die zwei Uniformierten spielten das guter Bulle / böser Bulle-Spiel:

Böser Bulle (mit gefährlichem Gesichtsausdruck): "Guten Tag, die Papiere bitte!!!"
Pierre händigte die Papiere aus und diese wurden erst einmal mit 5m Abstand zum Auto gemeinsam mit dem guten Bullen begutachtet und diskutiert. Es wurde telefoniert und mit den Armen gewedelt. Während der böse Bulle noch wichtig telefonierte, kam der gute Bulle zurück zum Auto.
Guter Bulle: "Da stimmt wohl etwas mit den Papieren nicht. Mein Kollege hätte gerne noch die notariellen Unterlagen des Wagens, die Benutzungsberechtigung und die Aufenthaltsgenehmigung." (ja klar... und vielleicht auch noch unsere Unterwäsche?)
Pierre sammelte alles aus dem Handschuhfach und meiner Tasche zusammen und übergab es dem guten Bullen. Dieser entschwand wieder zu seinem Kollegen. Wieder bekamen wir eine bühnenreife Vorstellung geboten in deren Verlauf sich der gute Bulle ein weitere Mal an uns wendete.
Guter Bulle: "Mein Kollege ist kein netter Mensch und er hat Zweifel an der Korrektheit der Unterlagen. Wenn ihr mir 50.000Gs gebt, lege ich für euch ein gutes Wort ein." (Ja klar, ich bezahle auch gerne 100.000Gs, dafür darf ich dir dann aber in den ..... ach, egal.)
Pierre gab dem guten Bullen brav die 50.000Gs und das Schmierentheater ging weiter. Der gute Bulle redete und tätschelte dem bösen Bullen die Schulter.... es wurde weiter telefoniert. Nach weiteren 10 Minuten bequemte sich der böse Bulle zurück zum Fahrzeug.
Böser Bulle: "Ich werde ihre Papiere erst prüfen lassen und darf sie zu diesem Zwecke bis zu sechs Stunden hier festhalten. Bitte verlassen sie sofort das Fahrzeug!" (vor einem Jahr noch wären wir jetzt beeindruckt und ängstlich gewesen, heute wissen wir ja, dass es nur um die Höhe des Schmiergeldes geht.)
Pierre sprach das Zauberwort: "Können wir das nicht irgendwie unter uns regeln?"
Böser Bulle: "Gib mir 1.000.000Gs"
Pierre: "So viel habe ich nicht."
Böser Bulle: "Dann mach deine Tasche leer und zeig mir wieviel du hast!" (wir kennen den Ablauf ja schon, dementsprechend hatte Pierre "nur" 100.000Gs in der Tasche. Mit weniger kommt man eh' nicht weg.)
Böser Bulle: "Ok, ich nehme das Geld uuuuund (er inspizierte den Inhalt des Wagens) den Sack Kuhfutter da hinten."
Wir übergaben Beides den Beamten und durften dann begleitet von freundlichem Winken weiterfahren.
Auf dem Rückweg kamen wir wieder an der Strassensperre vorbei und wurden mit einem freundlichen "Hola, amigo. Adelante!" durchgewunken.
Amigo? AMIGO? Kein Problem, seit ein paar Tagen weiss ich, dass die Ehefrau des Polizisten bei uns einkauft. Mal sehen, ob sie etwas von seiner 17jährigen Freundin weiss. Mit der habe ich ihn nämlich gestern hier gesehen!